Und mit einem Mal ist es so, als wenn der Strom nicht mehr fließt….( und mir fällt in der Vorschau auf, wie dreckig die Steckdose ist:))
1.Tag nach der Chemo: deutliche Schlappheit
2.Tag nach der Chemo: deutlichere Schlappheit
3.Tag nach der Chemo: ich akzeptiere die unüberwindliche Kraftlosigkeit ; gehe aber noch ins Krankenhaus um mir die Dauerdrainage legen zu lassen; zu meinem großen Erstaunen schicken Sie mich wieder nach Hause: die Menge an Bauchwasser reicht nicht aus um eine Drainage gefahrlos zu legen. Also muss ich weiter warten und den Bauch volllaufen lassen. Der Bauch müsste für diesen Eingriff richtig prallvoll sein und die Bauchdecke gespannt. Auch wenn es natürlich gut ist, wenn weniger Wasser produziert wurde, habe ich jetzt aktuell keine Erleichterung….(bis mittags hatte ich Nichts gegessen und getrunken!)
4.Tag nach der Chemo: die Kraftlosigkeit geht über in eine Dauerermattung, in der man nicht mehr klar denken kann. Ein seltsamer Zustand: man schläft viel, merkt auch, dass man ausgeschlafen ist und wird nicht wirklich wach, sondern fällt in eine Art Dauerbetäubung. Ja, man sagte mir, dass die Nebenwirkungen der Chemo oft verzögert einsetzen und bis zu ein bis eineinhalb Wochen anhalten können; ich bin langsam deprimiert, weil ich diesen schlechter werdenden Zustand sehr schwer ertragen kann. Da schwinden Hoffnung und Lebensmut.
Sonntag= 5.Tag nach der Chemo: die Mattigkeit und Dauerbetäubung setzen sich weiter fort. Mir schwinden alle Kräfte, es wir Alles schlechter als besser, depressive Phasen und die der Verzweiflung häufen sich. Ich gebe mich auf, wenn es sein muss. Es gibt ein spezielles Zentrum mit neuen Behandlungsmöglichkeiten; habe ich die Kraft da etwas zu tun und in die Wege zu leiten?
Montag= 6.Tag nach der Chemo: Alle Beschwerden manifestieren sich. Am Morgen habe ich einen Ersttermin bei meinem neuen Hausarzt vor Ort. Für den Nachmittag erwirke ich einen Dringlichkeitstermin beim Onkologen. Ich schaffe es weder allein, obwohl ich langsam machen und alle Kräfte zusammennehmen wollte; die Kräfte waren nicht da; ich schaffe es auch nicht mit einem Taxi; mein Partner fährt mich, muss mich aber auch in die Praxis begleiten. Versichertenkarte abgegeben merke ich gleich an, dass ich liegen müsste; ja, endlich wieder in die einzig mögliche Position fallen. Mein neuer Hausarzt stellt sich als Glücksgriff heraus. Abgesehen davon, dass ich schon lange gesagt habe, dass es irgendwie beruhigend ist, wenn die eigenen Ärzte jünger sind als man selbst (was in meiner jetzigen Situation auch schon komisch ist), geht er souverän mit der Situation um, sieht schnell, was wichtig ist und ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Ich sollte den Onkologen am Nachmittag dringend auf meinen Ernährungszustand hinweisen.
Den Onkologen wollte ich in erster Linie wegen eines bestimmten Krebszentrums ansprechen; angesichts meines akuten schlechten Zustandes war das eher nebensächlich. In der Praxis bekomme ich eine Infusion, da ich dehydriert bin; mit Cortison und einem Schmerzmittel vermischt geht es mir am Abend deutlich besser. Zusätzlich wird eine künstliche Ernährung über den Port über Nacht vereinbart.
Dienstag= 7.Tag nach der Chemo: irgendwie kommen die Kräfte doch nicht so zurück wie erhofft. Ich bekomme eine Portnadel gesetzt und werde über die Ernährungspumpe, die über Nacht laufen soll informiert. Die heftigen Krämpfe und Durchfall, die seit gestern da sind, setzen sich weiter fort. Ich nehme Schmerzmittel und krampflösende Mittel. Trotzdem nehme ich alle Kräfte zusammen und schneide am Abend ein paar alte Rosenzweiglein ab, die ich die ganze Zeit von hier im Blick habe. Darauf bin ich sehr stolz!
Mittwoch= 8.Tag nach der Chemo: Ich bekomme die Information, dass meine Leukos bei unter 1000 sind und ich ein Antibiotikum prophylaktisch nehmen sollte. Nein, das tue ich nicht. – Habe ich da gerade ein „Nein“ gehört? Ja, Reizdarm, Dysbiose, Wasser im Bauch und Krebs von außen auf dem Darm. Könnt Ihr Euch da vorstellen, was in meinem Darm los ist; es ist unvorstellbar! Und jetzt prophylaktisch ein Antibiotikum? NEIN! So, das heißt, zur Zeit nur Besuch mit Maske, definitiv keine Menschenansammlungen, getrennte Betten Zuhause……Leute, geht es noch schlimmer? Wie meine Stimmung ist möchtet Ihr wissen? Zum Davonlaufen! Ich weine, schimpfe, jammere, es ist Verzweiflung anwesend, tiefe Verzweiflung und die Angst vor der vollständigen Kapitulation.