Was kommt nach Oslo?

an der Egge mit Blick Richtung Paderborn; es war so ruhig dort:)

Wieder ankommen und die nächste Chemo wartet…

Am Donnerstag, den 10.08., fühle ich mich frei, kräftig und vor allem selbstbestimmt. Ich hatte mich über alle Meinungen hinweggesetzt und bin geflogen; und ja, das gibt mir ein Gefühl der Zentriertheit in mir selbst, das ich genau jetzt brauche. Wir haben unsere Lieblingskollegin bei der Arbeit verabschiedet und ich bin mit dem Fahrrad, wie selbstverständlich hingefahren; wie schön, dabeizusein:); das Team ist einfach so toll!

Donnerstag nachmittag und Freitag habe ich Lust und Kraft im Garten zu werkeln, aufzuräumen. Das fühlt sich gut an. Kraft spüren, Lust spüren, Dinge anzupacken; durch die Reise habe ich erst gemerkt, wieviel Kraft in mir steckt. Und ich habe gemerkt, wie schmal der Grat ist zwischen dem Annehmen einer notwendigen Hilfe und einer Abhängigkeit von einer Hilfe, die ständig angeboten wird. Natürlich ist eine künstliche, parenterale Ernährung ein Segen, wenn sie gebraucht wird, wenn ein Mensch, durch welche Umstände auch immer, es nicht schafft, die erforderlichen Nähstoffe durch natürliches Essen und Trinken dem Körper zuzuführen. Aber, die Abhängigkeit, die erzeugt wird, durch ein ständig präsentes Hilfsangebot, ist nicht zu unterschätzen. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich selbst ausreichend ernähren kann. Ich kann das bereits nach zwei Wochen nicht mehr einschätzen. Nur weiß ich, dass dadurch, dass zweimal täglich der Pflegedienst kommt, ich mich kränker fühle. Also muss ich den Versuch unternehmen, das Ganze über längere Zeit zu pausieren. Und, bisher hat es gut geklappt. Ich habe es vielleicht etwas übertrieben mit der Kaloriendichte, aber nun pflege ich das erste Mal in meinem Leben auch vorrübergehend Speckröllchen an meinem Bauch. Das führt jetzt dazu, dass ich nun gar nicht mehr einschätzen kann, wieviel Wasser IN meinem Bauch ist; jetzt ist auch noch der Speck außen vor, die Luft innendrin und dazwischen das Wasser…..nur mal so nebenbei….

Am Samstag geht es, trotz angekündigten Starkregen, in die Stadt mit Freunden ins Café; ja wie herrlich ist das denn! An einem Samstag Vormittag im Café sitzen, ein bisschen klöhnen und das Wochenende kommen lassen, das ist richtig schön!!! Wir können wir es uns dann doch nicht nehmen lasssen, im Markt 5 den Abschluss hinzukriegen:)

Ich kann Euch nicht mehr sagen, was mir die Tage durch den Kopf geht, aber es war ein Gefühl der Selbstermächtigung; ich war wieder Herr/Frau meiner Sinne und habe es genossen, meine Kraft zu spüren. Am Sonntag sind wir an der Egge spazierengegangen; immer mal wieder raus und das Ganze von oben betrachten, sehr gut! Das Bild seht Ihr zu Beginn dieses Beitrages.

Am Montag wurde ich dann langsam doch nervös; Dienstag die nächste Chemo, heute noch ein ganz normaler Tag:); ich ordne meine Unterlagen und immer steht noch die Antwort von Hannover, die dritte Zweitmeinung aus; melde ich mich da überhaupt noch? Zwei Zentren sollten doch eigentlich reichen…..ich rufe an und eine Stunde später ruft mich die gewünschte Professorin selber zurück. Ohne dass Sie meinen Fall kennt, aus irgendwelchen Gründen hat sie die Unterlagen nicht bekommen, bittet Sie nicht nur um den Entlassungsbericht, wie die anderen Peritonealkorzinose-Zentren, sondern möchte alle Originalberichte und Bilder; ich stutze und bedanke mich im Vorfeld für die gründliche Arbeit, die sich doch bereits vor der eigentlichen Befundung von den anderen abhebt. Ich freue mich, wieder einen guten Mosaikstein auf meinem Weg gefunden zu haben.

Ach ja, zu den Mosaiksteinen; ich habe tatsächlich, ganz neu, hier im Ort einen Hausarzt gefunden, der mich von sich aus am Freitag noch anruft, um zu fragen, wie es mir geht und ob er etwas für mich tun könnte. Ich finde das einfach klasse und sagenhaft! Ich fühle mich gut aufgehoben!!! DANKE!

Dienstag gehe ich gut gekräftigt, körperlich und mental, in die nächste Runde, wieder mit Herzchen auf meinen Infusionsbeuteln, mit 50%, mehr lasse ich grad nicht zu (vielleicht auch in Zukunft gar nicht mehr); Alles klappt gut, ich bin Dienstag gut zurecht. Da ich vom letzten Mal weiß, dass die kritischen Tage später kommen, vereinbare ich vage einen Besuch einer lieben Freundin am Mittwoch zum Frühstück. Es war herrlich; mir ging es noch so gut, dass ich den Tisch decken konnte und tatsächlich ein bisschen Appetit bekam und das Treffen genoss, wir beide taten das:)….allerdings weiß ich das nie so richtig vorher….spontane Zu- oder Absagen oder auch das Nicht-Verabreden-Wollen gehören im Moment dazu.

Donnerstag und Freitag sind dann eher von Schlappheit und Liegen bestimmt; ich vereinbare aber dann doch noch für Donnerstag einen wichtigen Therapeuten-Termin (wieder wichtige Impulse für den Weg zu einer immer möglichen Heilung erhalten). Schwindel, Trägheit, Kraftlosigkeit, dank anderer Beimedikation weniger andere Beschwerden als beim letzten Mal. Auch die Blutwerte werden sicherlich nicht so stark aus dem Ruder laufen. Am Freitag dussel ich so vor mich hin und telefoniere dann ungeplant mit einer „alten“ Freundin; das war sehr aufbauend. In den vergangenen Tagen habe ich viel an Sie gedacht. Sie hat vor einigen Jahren Besuch bekommen von einer blöden Erkrankung und geht so bewundernswert positiv damit um, dass ich seit Jahren eben mit dieser freundschaftlichen Bewunderung auf Sie schaue und mich frage, wie sie das schafft, wo sie diese Kraft der Akzeptanz hernimmt. Langsam dämmert es mir.

Seit dem Kontakt mit der Biologischen Krebsabwehr in Heidelberg, auf deren website ich über Heilungen und deren Hintergründe gelesen habe, beschäftige ich mich, abgesehen von meinem rein schulmedizinischen Therapieplan, den ich mit gestalten werde, mit der „angemessenen“ Geisteshaltung in einer Situation wie der meinen. Es geht um Akzeptanz, ja, es geht um Selbstbestimmung und Selbstermächtigung auf diesem Weg und in meinem Leben und da ist noch etwas. Es geht tatsächlich um einen möglichen Weg in Richtung Heilung. Ich lerne die Tabelle der Kraft von David Hawkins kennen (aus Ebene des Bewußtseins) und das Buch „Die dynamischen Gesetze der Gesundheit“. Ich lese und bin gespannt, gefesselt. Täglich führe ich meine Übungen durch um in einer guten, freudvollen, heilbringenden Geisteshaltung sein und bleiben zu können. Es ist schon verrückt, aber, obwohl ich diszipliniert sein kann und jetzt ja auch, wie wir alle, dieses eine Leben habe, um das es geht, ist da der innere Schweinehund, der mir vorgaukelt, dass ich zu müde, zu schwach sei, dass es vielleicht gar keinen Sinn hat und dass diese Übungen vielleicht gar nicht so wichtig sind…..papperlapapp, Schwingungen der Freude und Heilung in mein Leben zu bringen, Leute, das sollte ich doch konsequent schaffen…..ja! Und ich lese weiter über Rituale der Vergebung, über festsitzende Emotionen, fühle mich angesprochen und habe eine Quelle gefunden, die mir Werkzeug an die Hand gibt, wie ich täglich mit mir arbeiten kann. Und das Beste daran; es geht mir wieder von Stund an besser; also weiter so! Was morgen ist, wissen wir alle nicht, aber wenn es heute schon gut tut, dann……

Es ist warm….Katzi geht es wie mir…..

Der Samstag gestaltet sich ähnlich und nun möchte ich meine Gedanken mit Euch teilen und das Ganze veröffentlichen. Ich freue mich, dass ich auf diese Weise die Möglichkeit dazu habe.