Es ist ja schon fast frech:)…..

Einfach mal nach Oslo….

In den vergangenen Tagen habe ich zugenommen und ein bisschen mehr gewagt; am Wochenende bekomme ich Besuch von meiner Tochter und hatte ursprünglich geplant, am Sonntag vielleicht, wenn sie zurück nach Oslo fliegt, mitzukommen……ja, ist das überhaupt im Bereich des Möglichen? Mein Partner kann nicht mitkommen, das war zu kurzfristig….ich bekomme gerade noch die künstliche Ernährung und habe am Dienstag danach die nächste Chemo….also sollte ich in dem Moment möglichst in einem guten Zustand und gekräftigt sein. Was ist, wenn ich noch nicht einmal den Flug überstehe oder es mir dort schlecht geht? Das kann ich doch auch ihr nicht zumuten. Und doch, da gibt es auch etwas, was mich magisch anzieht…..dieses, das MUSST Du jetzt irgendwie tun,….

Im Vorfeld habe ich, nur damit ich mir die Chance nicht endgültig nehme, Freitag morgen die künstliche Ernährung von Sonntag bis Mittwoch abbestellt (das sieht so aus, dass normalerweise der Pflegedienst am Abend kommt (19.00-20.00Uhr werde ich angeschlossen) und am Morgen gegen halb neun mich erneut besucht (um den Schlauch wieder zu entfernen); in der Zeit laufe ich mit einem Rucksack mit meiner Ernährung von 1485 Kalorien herum oder sitze oder schlafe und ich gehe ständig zur Toilette…..)

Am Freitag spät abends habe ich geschaut, ob überhaupt noch ein Platz im Flugzeug frei ist und habe den Hinflug gebucht, nur schon mal zur Sicherheit….:)….danach habe ich die Krankenhaus-Taschen, die ja für die Dauerdrainage immer noch bereit standen, ausgepackt und für einen eventuellen Flug umgepackt (etliche fresubin-shots ins Gepäck). Es war noch nicht real in meinem Kopf. Am Samstag haben wir Quellwasser geholt (sonst war es immer zu viel Aufwand….) und ich habe ein wenig (viel) Theater gemacht, weil ich irgendwie fliegen wollte, aber so schrecklich unsicher war…meine Tochter kommt am Mittag:))….am Abend kommt der Pflegedienst und schließt mich wieder an die künstliche Ernährung an….Samstag am späten Abend buche ich das gefühlt teuerste Zimmer in der Stadt…..falls es mir schlecht geht, hätte ich wenigstens einen guten Service…..Sonntag morgen stöpselt mich der Pflegedienst pünktlich ab, zieht die Portnadel und wir fahren mit gepackten Sachen zum Flughafen nach Düsseldorf…..wenn alle Stricke reißen, kann ich immer noch mit zurück fahren…..und dann läuft das Alles irgendwie….immer noch ein wenig wie ein Film für mich….

Dann war er da…..der Moment, in dem ich/wir im Flugzeug saß/saßen und das wir starteten….eine unbändige Freude kam in mir hoch, ich war so ungeduldig glücklich, dankbar und voller Freude….ich hätte laut schreien können…..

In Oslo selbst wurde ich eingewiesen in den öffentlichen Nahverkehr und wir haben uns getrennt. Eine Station noch allein fahren und dann ab zum Hotel. Dort angekommen, mein Englisch ist so semi-gut, bezog ich mein Zimmer und war nur mäßig glücklich, packte Alles wieder ein und fragte im sowieso schon teuren Hotel nach einem upgrade. Nun bezog ich das Zimmer ohne Terrasse, dafür aber mit einer genialen Aussicht…..über die Stadt….Neeeeein, ich möchte über den Fjord schauen….zurück zur Rezeption mit immer feundlichem Personal….“I will have a double check“….so, ich warte also eine gute halbe Stunde auf meinem zweiten Zimmer und darf dann mein premium-Zimmer in der 17.Etage beziehen.

Vorne schaue ich auf die uralten Bäume des Schlossparks, hinten ist der Fjord zu sehen, genial!

Es waren zwei Unwetter, die die Stadt in diesen zwei Tagen beherrscht hatten und ich hatte das Beste, was mich zu diesem Zeitpunkt passieren konnte; einen relativ unaufdringlichen Besuch bei meiner Tochter, Unabhängigkeit, Luxus und einen Platz zum Wohlfühlen. Wir frühstückten jeden Tag königlich und verbrachten eine richtig gute Zeit, mal gemeinsam, mal allein, es war einfach gut!

Mit jedem Tag ging es mir kräftemäßig besser, das war toll zu spüren; eine Sehne am Fuß mochte die ungewohnte Belastung nicht und sagte mir deutlich, dass ein Tag Verlängerung nicht passend wäre. Am Mittwoch flog ich mit ein paar Hürden zurück; scheinbar war der Zugverkehr Richtung Flughafen komplett unterbrochen, so gab es Schienenersatzverkehr und, wie man es vermuten könnte, Alle drängelten sich auf der Autobahn! So kam es, dass ich eine gute Stunde vor Abflug erst am Flughafen war; aber wie Vieles, war auch die Abfertigung am Flughafen unkomplizierter als bei uns (vielleicht auch einfach, weil sich weniger Menschen auf kleinem Raum treffen)….ich hatte dann doch noch eine halbe Stunde um ein bisschen Geld auszugeben und mich über mein Leben und diesen Moment zu freuen.

Ein großer Dank an meinen Partner für die Unterstützung und an meine Tochter, dass ich zu einem unpassenden Zeitpunkt kommen konnte….

….hier ein paar Impressionen….

Wieder angekommen, gab es Zuhause dann übrigens doch noch eine Zimtschnecke, die ich noch in Oslo am Flughafen gekauft hatte; sie war köstlich:)